Höhn: Thüringen braucht 280.000 neue Fachkräfte

Veröffentlicht am 15.01.2014 in Arbeit & Wirtschaft

Bis zum Jahr 2025 werden in Thüringen 280.000 neue Arbeitskräfte benötigt. Das geht aus der aktuellen Fachkräftestudie des Zentrums für Sozialforschung Halle (ZSH) im Auftrag des Thüringer Wirtschaftsministeriums hervor, die Wirtschaftsminister Uwe Höhn am Dienstag gemeinsam mit Professor Everhard Holtmann, dem Forschungsdirektor des ZSH, in Erfurt vorgestellt hat.

„Die gute Nachricht lautet: In Thüringen entstehen Arbeitsplätze, es gibt bessere Chancen für Arbeitsuchende und Jobeinsteiger“, sagte Höhn. Auf der anderen Seite werde sich die Konkurrenz um die besten Köpfe verschärfen: „Für die Unternehmen und für uns als Standort wird es schwerer, qualifizierte Arbeitskräfte zu gewinnen und zu halten.“

Laut Studie ergibt sich die künftige Nachfrage der Thüringer Wirtschaft
- einerseits aus dem Ersatzbedarf an rund 210.000 Arbeitskräften, die bis zum Jahr 2025 aus Altersgründen aus dem Erwerbsleben ausscheiden werden,
- und andererseits aus dem Erweiterungsbedarf an rund 70.000 Arbeitskräften, der aus der dynamischen Wirtschaftsentwicklung am Standort resultiert.

Dabei entsteht der größte Teil – rund drei Viertel – des Fachkräftebedarfs in drei Wirtschaftsbereichen: der Industrie mit 70.000, den unternehmensnahen Dienstleistungen mit 68.800 und dem Gesundheits- und Sozialwesen mit 67.000 benötigten Fachkräften. Das Gesundheits- und Sozialwesen ist der einzige Bereich, in dem der bis 2025 entstehende Arbeitskräftebedarf von einem Beschäftigungswachstum dominiert ist: Fast zwei Drittel bzw. 40.000 Arbeitsplätze entstehen aufgrund eines „echten“ Stellenzuwachses.

In der Industrie werden die meisten Beschäftigten in der Computer-, Optik- und Elektronikbranche (15.700), im Maschinenbau (12.200), in der Kunststoffbranche (7.600), in der Metallverarbeitung (7.200) und in der Ernährungswirtschaft gesucht (5.400). Auch die Automobilzulieferbranche hat bis 2025 rund 3.400 Stellen zu besetzen. Insgesamt dominieren in der Industrie allerdings die Stellenbesetzungen aufgrund altersbedingter Renteneintritte, die hier rund 70 Prozent des Gesamtbedarfs ausmachen.

„Die Fachkräftenachfrage ist gegenüber der letzten Erhebung von 2010 noch einmal deutlich gestiegen“, sagte Höhn. Damals war ein Bedarf von 200.000 Fachleuten bis 2020 prognostiziert worden. Der Minister warnte aber zugleich davor, jetzt einen generellen Fachkräftemangel herbeizureden. Denn: Zumindest rechnerisch gibt es noch ein ausreichend großes Potential an Arbeitnehmern bzw. Fachkräften. Dazu zählen 96.000 Arbeitsuchende, 70.000 Pendler, ca. 15.000 Abgänger von allgemeinbildenden und 22.000 Abgänger von berufsbildenden Schulen sowie rund 11.000 Hochschulabsolventen jährlich, von denen möglichst viele für eine Beschäftigung in Thüringen gewonnen werden sollen.

„Deshalb müssen wir alle Anstrengungen darauf konzentrieren, die vorhandenen Arbeitskräftepotentiale besser zu erschließen“, so Wirtschaftsminister Höhn. Dazu habe die Landesregierung mit dem Aktionsprogramm „Fachkräftesicherung und Qualifizierung“ und dem Landesarbeitsmarktprogramm bereits geeignete Instrumente entwickelt. Zugleich warb Höhn für eine vernünftige Lohnpolitik: „Niedrige Löhne beschleunigen die Abwanderung. Fachkräfte, die wir eigentlich hier brauchen, verlassen das Land“, so der Minister. „Gemeinsam mit den Unternehmen müssen wir deshalb dafür sorgen, dass die Beschäftigten von einer guten wirtschaftlichen Entwicklung profitieren.“ Gute Arbeit sei immer noch das beste Rezept gegen Fachkräftemangel.

Zugleich müsse Thüringen attraktiver für ausländische Fach- und Arbeitskräfte werden: „Wir brauchen selbstverständlich auch Zuwanderung von qualifizierten ausländischen Arbeitskräften nach Thüringen, um unseren Fachkräftebedarf in Zukunft decken zu können“, betonte der Minister auch vor dem Hintergrund der laufenden Debatte um eine angebliche „Armutszuwanderung“ nach Deutschland. Mit Einrichtungen wie der Thüringer Agentur für Fachkräftegewinnung (ThAFF) und dem Welcome Center versuche das Wirtschaftsministerium, sie beim Schritt nach Thüringen zu unterstützen. „Billiger Populismus ist in der Frage der Zuwanderung deshalb geradezu standortgefährdend für die Thüringer Wirtschaft. Notwendig ist mehr Internationalität und eine Verbesserung der Willkommenskultur.“

(Die Fachkräftestudie steht im Internet unter www.tmwat.de zum Herunterladen zur Verfügung.)

 

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